Bei unserem Treffen mit der Vertretung des Hauptsponsors der geplanten Kastrationsaktion, hatten wir uns bereits zu einem vorbereitenden Treffen in Minsk für Februar verabredet. In den vergangenen 3 Monaten hatten wir gemerkt, dass die Vorbereitungen bei weitem nicht so gut vorangehen, wie beabsichtigt. Daher wurde es um so notwendiger, vor Ort klare Entscheidungen zu treffen.


Uns war eine Ansprechpartnerin in Minsk genannt worden, die wohl auf politischer Ebene sehr aktiv ist und gut organisieren kann. Jedoch hatten wir mehr und mehr das Gefühl, dass der notwendige Aufwand für die Vorbereitungen einer Kastrationsaktion unterschätzt werden. So haben wir in Minsk nach weiteren Volontären gesucht und auch gefunden.

Jetzt galt es also, neben der Entscheidung bzgl. der Örtlichkeit für die Aktion, innerhalb der Gruppe in Minsk eindeutige Zuständigkeiten festzulegen.



21. Februar 2020

So fand dann am 21.02. das Treffen der Vertreter aller beteiligten Gruppen und Organisationen statt. Unser Hauptsponsor selbst hat in Minsk 1 Person die der die  gesamte Organisation des Projektes Minsk obliegt. "Projekt": damit wird in diesem Fall nicht nur die Kastrationsaktion bezeichnet. Es wird seitens des Hauptsponsors des Projektes versucht, in Weißrussland auf Regierungsebene Veränderungen zu bewirken. Dazu werden Treffen mit verschiedenen Behörden und Politikern organisiert. Unser Part ist dabei der praktische Teil, nämlich die Kastrationsaktion bei der auch staatliche Veterinäre eine Fortbildung erfahren sollen.
Wie oben erwähnt ging es mit den Vorbereitungen zu unserem Part der Kastrationsaktion nicht so gut voran, wie notwendig. Wir hatten den Eindruck, dass diese Arbeiten sehr unterschätzt werden. Und so war es für uns wichtig, eine organisatorische Trennung zwischen dem politischen - und dem praktischen Teil des Projektes zu ezielen.

Das wurde dann so auch in Gegenwart aller Beteiligten beschlossen. Außerdem erhielt jeder seine Aufgabengebiete zugeteilt.




22. Februar 2020

Ekaterina hatte von einer unserer Tierärztinnen die Kontaktadresse von Herrn Baselevski erhalten, der bereits mehrere Tierkliniken besitzt und sich im Tierschutz engagiert. Er war sofort bereit, uns zu unterstützen: er baut gerade in Minsk eine neue, großräumige Klinik auf, die genug Platz für unsere Aktion bieten würde. Sie wird rechtzeitig fertig gestellt sein und er hat angeboten, sie uns für die Aktion kostenlos zur Verfügung stellen und persönlich mit seinem Team dabei zu sein. So stand heute als erstes der Besuch der Klinik des Herrn Baselevski auf dem Programm.
Was Ekaterina dort zu sehen bekam war absolut überzeugend. Wenn es in der Fertigstellung der Räumlichkeiten nicht zu unerwarteten Verzögerungen kommt, können wir uns keinen besseren Ort in Minsk wünschen. Aber es fehlt nur noch an Kleinigkeiten. Am 26.03. soll die Klinik eröffnet werden. Zu unserer Freude bat Herr Baselevski uns außerdem noch an, einen Narkosearzt zu stellen (Narkose ist in Weißrussland ein ganz spezielles Thema), die kastrierten Tiere zu chippen und - falls notwendig - eine kostenlose Nachsorge der im Rahmen unserer Aktion kastrierten Tiere zu übernehmen.

Als nächstes stand der Besuch des staatlichen Tierheims "Fauna Goroda" auf dem Programm. Hier traf sich Katja mit der Direktorin des Tierheims. Von der ursprünglich mit der Koordination auch unserer Kastrationsaktion beauftragen Person war ohne unsere Rücksprache immer dieses staatliche Tierheim bevorzugt worden. Einer der Hintergründe: im Rahmen unserer Aktion sollen auch staatliche Veterinäre eine Fortbildung in moderner Kastrationstechnik erlernen. So gesehen macht es Sinn. Bei dem Besuch bestätigte sich allerdings unser Eindruck, den wir von der Organisatorin hatten, wieder einmal: der dort befindliche OP-Raum wäre für unseren Bedarf viel zu klein. Außerdem wäre nicht genug Platz für Vorbetreitung und Nachsorge der Tiere. Und: es gibt hier das Problem mit der Zulässigkeit der Anwendung von Narkotika!!

Im Ergebnis wird die Hauptkastrationsaktion in der Klinik des Herrn Baselevski stattfinden. An den ersten beiden Tagen der Aktion wird die Tierärztin Anna Esipova voraussichtlich in dem stattlichen Tierheim kastrieren, um dort den staatlichen Veterinären ihre Technik - sowohl an Hunden, wie auch an Katzen - beibringen. Vorraussetzung ist hierbei, dass bis dahin das Thema der Zulässigkeit der Anwendung von Narkotika dort geklärt ist. Dann kommt auch diese Ärztin zu der Hauptaktion.
So werden also in der Klinik des Herrn Baselevski am 1. u. 2 Tag eine Ärztin weniger anwesend - und an den Tagen 3 bis 5 die volle Mannschaft anwesend sein. An diesen 3 Tagen sollen dann weitere ca. 18 Veterinäre eine Fortbildung erfahren.
Leider ist noch nicht geklärt, ob die Aktion in Fauna Goroda stattfinden kann. Wir arbeiten daran. Wenn das nicht klappen sollte, wird von Tag 1 - Tag 5 mit voller Mannschaft in der Klinik des Herrn Baselevski gearbeitet und alle fortzubildenden Veterinäre dort unterichtet.



23. Februar 2020

Die aktiv im Tierschutz tätigen Volontäre aus Minsk hatten uns schon einige Wochen vor der Abreise davon unterichtet, dass ca. 40 km von Minsk entfernt ein Rentner lebt, der nahezu alle sein Geld in "seine" Hunde steckt, die er vor der Tötung gerettet hat. Und er habe mindestens 200 Hunde bei sich, die alle nicht kastriert wären. Die Situation sei sicher nicht einfach. Aber in ihren Augen sei er ein Held.
Katja hatte von diesem Umstand auch unserem Großspender berichtet. Und so wollten sie eigentlich gemeinsam den Mann mit seinen Tieren besuchen. Leider war ein wichtiger Termin in Minsk (Treffen mit Politikern) dazwischen gekommen, sodass Ekaterina sich am frühen Morgen ohne sie mit einigen der Volontäre auf den Weg gemacht hat.

Von diesem Besuch werden wir einen extra Punkt in den News bringen.

Kurz gefasst vorab: der Mann hat inzwischen tatsächlich über 200 Hunde auf einem Grundstück, auf dem er nur geduldet ist (Militärgelände). Die Hunde leben sozusagen in einem offenen Tierheim und der Mann hat alle Hände voll damit zu tun, sich um die Tiere zu kümmern, sodass er für andere Dinge kaum Zeit hat. Die Tiere fühlen sich bei ihm ganz offensichtlich wohl. Das große Problem ist jedoch, dass all die Hunde nicht kastriert sind.

Für unser Kastrationsprojekt stellt es sich schwierig dar, seine Hunde mit einzubeziehen, da die Transporte zu aufwendig sind (4 x 40 km für einen "Transport"). Wir wollen aber versuchen, wenigstens ein paar seiner Hunde bei der Aktion auch zu kastrieren. Dabei sind wir uns darüber bewusst, dass es sich absolut lohnen würde, eine Aktion nur für seine Hunde zu organisieren. Aber auch hier gibt es das oben erwähnte Problem mit der Anwendung von Narkosemitteln.

Ekaterina ist mit der festen Absicht von dem Ort zurück nach Minsk gefahren, diesen Mann dort nicht "allein lassen" zu wollen, sondern irgendwie zu versuchen, ihm mit seinen Tieren zu helfen.

Hierzu später mehr.



Am gleichen Tag ist Ekaterina dann gemeinsam mit unseren Freunden Ilija und Pascha aus dem Kaliningrad-Gebiet wieder nach Alfeld gestartet.

In den 3 Tagen vor Ort in Minsk konnte mehr klar geregelt werden, als die Monate zuvor per Telefon und Email mit unserer bis dato dort zuständigen Ansprechpartnerin (Koordinatorin).

Unsere Vorsitzende Ekaterina kam zufrieden, aber sehr, sehr müde nach Haus.